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Kreidezahn
MIH (Molaren-Inzisiv-Hypomineralisation)

Es ist keine Karies, bedarf aber mindestens derselben Aufmerksamkeit und zwar von Spezialist*innen.
Es scheint die neuzeitliche Volkskrankheit zu werden, denn im Kindergarten- und Schulkindalter sind rund 20 – 30 % der Kinder betroffen. Die Krankheit wurde vor über 20 Jahren zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben und tritt heute weltweit in beinahe allen Industrienationen auf. Die Häufigkeit wird in Städten öfter beobachtet als „auf dem Land“.
„Kreidezähne“ – ein Schmelzbildungsdefekt (MIH)
Schuld ist die Schmelzbildungsstörung Kreidezähne, in der Fachsprache „MIH“ für Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation. Die Zahnoberfläche von solchen Kreidezähnen ist rauh, verfärbt und schmerzt bei Berührung. Der Zahnschmelz ist viel dünner und poröser als bei normalen Zähnen. Meistens sind die Backenzähne betroffen. Die Mineralisationsstörung kann sich auf kleine Flächen des Schmelzes beschränken oder die gesamte Zahnoberfläche überziehen.

Der Schreck ist groß. MIH – eine Abkürzung, die bei vielen Eltern oft mit Schuldgefühlen einhergeht: „Hätte ich was tun können? Habe ich was falsch gemacht? Mein armes Kind – bin ich schuld?“
Die Antwort lautet ganz entschieden: NEIN

Seit 2018 belegen Studien die Bisphenol A Theorie als eine der wahrscheinlichsten und hauptsächlichen Ursachen, wobei anzunehmen ist, das die sog. Entstehungsgenese multifaktoriell ist.

Bisphenol A ist in allen Plastikgefäßen enthalten, aber auch versteckt in beschichteten Konservendosen; jede Salami oder Käseverpackung, die Sie nicht im Tante Emma Laden in Papier eingewickelt kaufen, hat eine Plastikverpackung, selbst das Tetrapak Milch… Es ist also quasi überall. Sie können bei Brotzeitboxen und Trinkflaschen der Kinder auf „Bisphenol-A-frei“ achten, ebenso bei Schnullern und Milchflaschen etc.
Der hormonell wirksame Stoff Bisphenol A kann in Lebensmittel übergehen und sich im Körper anreichern.
Prof. Dr. med. dent. Norbert Krämer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde sagt dazu: „Es ist aus meiner Sicht dringend geboten, dass die Bundesregierung entsprechende Förderprogramme auflegt. Damit wir hier in der Forschung, vor allen Dingen in der Prävention der Erkrankung, weiterkommen.“
„Kreidezähne werden nie wieder gesunde Zähne sein. Sie sind besonders anfällig für Karies. Das einzige, was man tun kann, ist eine besonders intensive Pflege und eine Stärkung des Zahnschmelzes.“
Die Therapie bedarf besonderer Maßnahmen, anders als bei der Kariestherapie, denn wenn es um die bleibenden Backenzähne geht, ist es wichtig, gleich den richtigen Weg einzuschlagen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass gerade wegen der Schmerzüberempfindlichkeit dieser Zähne die qualitativ gute Therapie nur mit der Unterstützung von Lachgassedierung zu einem guten Ergebnis führt. Es ist keine Karies, die Zähne reagieren anders und es bedarf einer alternativen Behandlungsmethode. Und ganz wichtig für uns, wir hören immer wieder: „Die Kinder stellen sich an!“ und „Die müssen da durch!“. Es sind schmerzempfindliche Zähne und jeder Erwachse würde sich auch nicht einfach so einer Prozedur unterziehen.